Wie unsere Kindheit unsere Beziehungen als Erwachsene prägt
Die Bedeutung von Bindungsmustern in zwischenmenschlichen Beziehungen
In den tieferen Schichten menschlicher Bindungen existiert ein unsichtbares Geflecht, das unser Verhalten und unsere Interaktionen mit anderen prägt – unsere Bindungsmuster. In diesem Zusammenhang haben John Bowlby und Mary Ainsworth mit ihrer Bindungstheorie nicht nur unsere Sichtweise auf Eltern-Kind-Beziehungen revolutioniert, sondern auch unser Verständnis darüber, wie wir als Erwachsene in Beziehungen agieren. In diesem Artikel möchte ich einen kleinen Überblick darüber geben, wie unsere Kindheitserfahrungen unsere Bindungen als Erwachsene beeinflussen und wie wir durch bewusste Veränderungen neue Beziehungsdynamiken schaffen können.
Die Grundlagen der Bindungstheorie
John Bowlby und Mary Ainsworth führten umfangreiche Beobachtungen durch, um das Beziehungsverhalten von Kleinkindern im Alter von 11-18 Monaten zu ihren Bezugspersonen zu untersuchen. Aus ihren Beobachtungen haben sie 4 verschiedene Bindungsmuster abgeleitet. Diese 4 Bindungsmuster bezeichneten sie als unsicher vermeidend, unsicher ambivalent, sicher und unsicher desorganisiert. Ihre weiteren Erkenntnisse haben außerdem gezeigt, dass diese Erfahrungen in den frühen Lebensjahren, und den sich daraus entwickelten Bindungsmustern, prägend sind für unser späteres Beziehungsverhalten.
Das braucht es zur Klärung der Beziehungsdynamik
Meine Herangehensweise zur Klärung von Beziehungsdynamiken in meinem Beziehungscoaching basiert zusätzlich auf einem individuellen Blick auf Stressoren und den darunter liegenden Bedürfnissen. Dabei ist es egal ob die Schwierigkeiten in Paarbeziehungen, Arbeitsbeziehungen oder familiäre Bindungen auftreten, es geht immer darum, die Auslöser zu identifizieren und die zugrunde liegenden Bedürfnisse zu erkennen.
Was bedeutet das jedoch für uns als Erwachsene in unseren Beziehungen? Wie können wir diese Erkenntnisse nutzen, um unsere eigenen zwischenmenschlichen Dynamiken zu verstehen und zu verbessern?
Die Entwicklung unserer Bindungsmuster
Um zu verstehen, wie sich unsere Bindungsmuster entwickeln, ist es wichtig zuerst einmal auf die grundlegenden Bedürfnisse eines Neugeborenen zu blicken und was es für seine gesunde Entwicklung braucht: Zuallererst braucht ein Neugeborenes Sicherheit – die Gewissheit, dass seine grundlegenden körperlichen Bedürfnisse erfüllt werden. Dies bildet das Fundament für Vertrauen und Beziehungsfähigkeit. Danach folgen Liebe und Geborgenheit, gefolgt von Selbstbestimmung und Autonomie und der Anerkennung durch die Bezugspersonen.
Die Erfahrungen, die wir in unseren ersten Lebensjahren in diesem Zusammenhang mit unseren Bezugspersonen machen, prägen unser Beziehungsverhalten ähnlich wie ein Betriebssystem das Arbeiten auf einem Computer. Je nachdem, welche Muster wir in unserer Kindheit erlebt haben, können sich im Erwachsenenalter verschiedene Verhaltensweisen zeigen. Doch hier liegt auch die Möglichkeit der Veränderung. Unsere Bindungsmuster sind nicht in Stein gemeißelt; mit Achtsamkeit und Bewusstsein können wir neue Erfahrungen machen und alte Programme überschreiben. An dieser Stelle können unterstützende Hilfe und professionelle Reflexion sehr nützlich sein.
Auswirkungen der Bindungsmuster im Berufskontext
Hier ein Beispiel aus dem beruflichen Umfeld, das dies sehr gut verdeutlicht: Eine Person mit einem ängstlich vermeidenden Bindungsmuster hat als Kind im Kontakt mit den Bezugspersonen viel Ablehnung erfahren, und dass die eignen Bedürfnisse bei Mutter und Vater wenig bis keine Beachtung gefunden haben. Genau dasselbe Muster erfährt diese Person nun auch in dem Unternehmen, in dem sie arbeitet und fühlt sich zunehmend unwohl. So entscheidet sie sich für die Selbstständigkeit. In der Selbstständigkeit, so hofft sie, ist sie vor solchen Erfahrungen und den damit verbundenen unangenehmen Gefühlen geschützt, die die Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten bei der Arbeit ausgelöst hatten. In der Selbstständigkeit ist sie schließlich ihr eigener Herr ist.
Doch die Realität sah leider anders aus: Denn auch in der Selbstständigkeit haben sich die Muster im Kontakt mit anderen Menschen gezeigt und zu ähnlichen Herausforderungen, wie mit den Vorgesetzten geführt. Diesmal allerdings mit Geschäftspartnern und Kunden. Um nicht immer wieder ähnliche Erfahrungen zu machen, ist es so wichtig, sich seiner eigenen Bindungsmuster bewusst zu werden.
Genau zu diesem Thema habe ich auch mit Emily Erker in ihrem LinkedIn-Live-Talk gesprochen.
Die Kraft der Selbstreflexion und der bewussten Veränderung
Es ist wichtig zu erkennen, dass niemand für immer an sein Bindungsmuster gebunden ist. Wir haben die Fähigkeit zur Veränderung, wenn wir uns dessen bewusstwerden und daran arbeiten. Letztendlich sehen wir die Realität durch die Brille unserer Erfahrungen, doch diese Brille kann gereinigt und neu justiert werden.
Durch eine bewusste Reflexion unserer Bindungsmuster können wir tiefere Verbindungen zu anderen schaffen und erfülltere Beziehungen führen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du dein eigenes Bindungsmuster verstehen und verändern kannst, buche dir hier gerne ein erstes und kostenloses Orientierungsgespräch.
Alles Liebe
Deine Sylvia
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