Paar deprimiert und erschöpft, beide halten ihre Köpfe in den Händen und gesenkt,

Beziehungs-Burnout – Wenn Liebe krank macht

Wie du Beziehungs-Burnout erkennst und was du dagegen tun kannst

Heute möchte ich über ein Thema sprechen, das vielen Menschen bekannt vorkommen wird – den Beziehungs-Burnout. Beziehungen sind wunderschön, können aber auch anstrengend sein, und wenn wir nicht aufpassen, können wir uns schnell in einer Abwärtsspirale von Erschöpfung und Entfremdung befinden.

Deshalb möchte ich heute mit dir darüber sprechen, woran du erkennst, ob du womöglich in einem Beziehungs-Burnout steckst, welches die 12 Stufen eines Beziehungs-Burnouts sind und was du tun kannst, um den Beziehungs-Burnout zu überwinden.

Von Wolke sieben in die Hölle

Eigentlich hatte sich doch alles so leicht und einfach angefühlt mit uns beiden…- wir waren auf derselben Wellenlänge. Wir hatten doch so viele gemeinsame Pläne… – und jetzt? Jetzt ist davon nichts mehr übrig. Immer wieder habe ich Ärger, Frust und Enttäuschung, um des lieben Friedens willen, runtergeschluckt. Jetzt spüre ich überhaupt nichts mehr… – keine Liebe, keine Freude… – nur noch Leere.

Das können Alarmsignale eines Burnouts sein – in diesem Fall eines Beziehungs-Burnouts. Doch beginnen wir von vorn…

Wie entsteht ein Beziehungs-Burnout?

Beziehungen können regelrechte Achterbahnfahrten sein – von Wolke 7 in die Hölle und manchmal auch wieder zurück. 

In jeder Beziehung gibt es Höhen und Tiefen, aber manchmal verausgaben wir uns regelrecht und merken dabei gar nicht, wie sehr wir uns selbst vernachlässigen.
Irgendwann ist es dann vielleicht zu spät und wir spüren nur noch Erschöpfung und Leere – wir sind ausgebrannt.

Dass wir von übermäßigem Engagement bei der Arbeit in einen Burnout rutschen können, ist mittlerweile den meisten klar, aber dass dies auch im Falle von Beziehungen passieren kann, wird noch wenig beachtet. Aber auch hier ist es so. Und wenn die Beziehung in einem Burnout steckt, war der Einsatz für die Beziehung zu Beginn vermutlich recht hoch und später wurden unangenehme Gefühle runtergeschluckt oder verdrängt. Und das viel zu lange und meist von beiden Seiten.

Durch dieses „nicht fühlen wollen“ der unangenehmen Gefühle, schneiden wir uns aber zunehmend auch von den angenehmen Gefühlen ab, wie Freude, Ausgelassenheit und Liebe. Irgendwann können wir auch diese Gefühle nicht mehr fühlen. Die Folge: Wir distanzieren uns immer mehr von unserem Partner oder unserer Partnerin.

Wenn du dich änderst, geht es mir wieder gut

Viele glauben, wenn der andere sich ändern würde, dann würde es einem selbst wieder besser gehen. So bleiben sie in der Erwartungshaltung, der andere müsse etwas für die Beziehung tun. Ihrer Meinung nach haben sie selbst ja schon genug für die Beziehung getan. Vielleicht sogar das eine oder andere Hobby, eine liebgewordene Gewohnheit oder Freundschaften für die Beziehung geopfert.

An dieser Stelle folgt meist das Beziehungs-AUS!

Aber, woran liegt es, dass man in der Beziehung ausbrennt? Was sind die Anzeichen? Und was kann man dagegen tun? – Genau das wollen wir uns jetzt näher ansehen…

Beziehungs-Burnout vs Burnout

Bei einem Beziehungs-Burnout ist es tatsächlich ähnlich, wie bei dem allgemein bekannten Burnout. Wir investieren zu viel!

Was bedeutet das?

Möglicherweise hast du eine ganz konkrete, vielleicht sogar idealisierte Vorstellung, wie deine Beziehung sein soll, wie beispielsweise ein liebevoller Umgang miteinander, perfekter Haushalt, genug Zeit für Unternehmungen zu zweit, vielleicht gehört noch ein ehrenamtliches Engagement dazu, auch Kinder, die möglichst eine wohlwollende und natürlich auch entwicklungsförderliche Umgebung bekommen sollen… Da sehe ich die vollen Terminpläne, die Hektik und den Versuch alles unter einen Hut zu bekommen schon förmlich vor mir…

Das sind alles ganz schön hohe Erwartungen. Hohe Erwartungen an sich selbst und meist auch an den Partner.

Aber, wie ist das mit den Erwartungen? Nicht immer werden diese so erfüllt, wie man es gerne hätte… und dann beginnen die Vorwürfe…

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In meinen Coachings erlebe ich es immer wieder, dass einer oder sogar beide sehr hohe Erwartungen an sich selbst haben, und wenn sie es nicht schaffen, diesen gerecht zu werden, oft voraussetzten, dass der Partner dies erkennt und automatisch einspringt und übernimmt.

Ein klassisches Beispiel ist die veränderte Beziehung nach der Geburt eines Kindes: Sie bleibt beim Kind zuhause und hat für sich die Vorstellung, Haushalt, Kind und womöglich noch Teilzeit-Job alles perfekt unter einen Hut zu bekommen. Aber: Hier trifft Vorstellung auf Realität! Meistens funktioniert das eben nicht so, wie geplant. Da sind Zeitpläne und to-do-Listen nur noch ein müdes Lächeln wert. Und ja, auch heute noch, höre ich von vielen Männern: „Aber meine Frau ist doch den ganzen Tag zuhause. Da wird sie doch den Haushalt auch schaffen!“

Und schon sind wir in unterschiedlichen Erwartungshaltungen, die auf eine Realität treffen, die mit der Vorstellung nicht mehr viel gemeinsam hat. Und wer hier versucht, die Vorstellung durch noch höheres Engagement aufrecht zu erhalten, steckt schon in Stufe 3 des Beziehungs-Burnouts.

Du fragst dich jetzt vielleicht, was es mit diesen Stufen auf sich hat?

Hier eine kurzer Ausflug: Herbert Freudenberger, ein deutsch-amerikanischer Psychologe und Psychoanalytiker hat sich intensiv mit dem Phänomen Burnout beschäftigt und 12 Stufen, die zu einem Burnout führen können, festgelegt.

Und ja, diese 12 Stufen, sind auch bei einem Beziehungs-Burnout ähnlich…

12 Stufen in den Beziehungs-Burnout

1.
Die erste Stufe ist das große Engagement für die Beziehung und die idealisierten Vorstellungen, die man sich von dem gemeinsamen Leben mit dem Partner oder der Partnerin macht.
2.
Die zweite Stufe beschreibt die hohen Erwartungen, die man an sich selbst und auch an den Partner oder die Partnerin hat. So wie ich es in dem zuvor genannten Beispiel beschrieben habe.
3.
In der dritten Stufe werden die Bemühungen erhöht. Mit noch mehr Einsatz wird jetzt versucht, die ursprünglichen Vorstellungen aufrecht zu erhalten. Dabei werden eigene Bedürfnisse vernachlässigt. Ist ja auch klar, alles schaffen wir jetzt nicht mehr und wir fangen bei uns an, Abstriche zu machen.
4.
In der vierten Stufe werden auftretende Probleme verdrängt und überspielt. Wenn uns andere darauf ansprechen, dass es vielleicht doch ein bisschen viel ist und womöglich noch Hilfe anbieten, wird das verneint und die Hilfe oft sogar als „Beleidigung“ aufgefasst. Da können dann Gedanken auftauchen, wie: Ja denken die denn, ich schaff das nicht – denen werde ich es zeigen. Ich schaff das schon!
5.
In der fünften Stufe werden eigene Werte umgedeutet. Waren bisher Freunde und Familie noch wichtige Bestandteile des eigenen Lebens und eine Abwechslung zum Beziehungs-Alltag, werden diese zunehmend vernachlässigt. Die Beziehung steht an erster Stelle – es gibt kaum noch etwas anderes!
6.
In der sechsten Stufe haben wir nur noch sehr wenig Toleranz für das Verhalten oder gar die Fehler unseres Partners oder unserer Partnerin. Unsere Toleranzgrenze sinkt immer weiter ab. Es nervt uns mittlerweile jede Kleinigkeit.
7.
Bis wir uns in der siebten Stufe immer mehr von unserem Partner oder unserer Partnerin distanzieren. Wir haben keine Lust mehr auf gemeinsame Unternehmungen. Auch Gespräche sind uns zu viel. Wir wollen möglichst in Ruhe gelassen werden.
8.
In der achten Stufe sind wir zunehmend enttäuscht und werden gleichgültig. Gleichzeitig reagieren wir jedoch höchst empfindlich, oft auch unangemessen im Kontakt mit dem Partner oder der Partnerin. Oder wir sind überaus misstrauisch. Alles wird als Angriff erlebt, dementsprechend wird auch mehr gestritten. Die Beziehung empfinden wir jetzt als sehr große Belastung.
9.
In der neunten Stufe haben wir das Gefühl wir funktionieren nur noch wie ein Roboter. Wir haben den Kontakt nicht nur zum Partner oder zur Partnerin verloren, sondern auch zu uns selbst. Die Beziehung erscheint uns sinnlos.
10.
In der zehnten Stufe empfinden wir nur noch eine große innere Leere. Wir können uns auch an keine schönen Momente mehr in unserer Partnerschaft erinnern. Es kommt uns so vor, als wäre die Beziehung schon immer ein einziges Desaster gewesen und fragen uns, warum wir uns überhaupt jemals darauf einlassen konnten.
11.
In der elften Stufe resignieren wir und empfinden womöglich nur noch Hass. Wir sind verzweifelt und wissen nicht, wie wir aus dieser Beziehung herauskommen sollen.
12.
Die zwölfte Stufe beschreibt letztendlich die vollkommene Erschöpfung – den Zusammenbruch!

Ein Beziehungs-Burnout ist immer auch eine Belastung auf unser gesamtes System – ein Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, der durch chronischen Stress und Überforderung verursacht wird. Und so bleibt es nicht aus, dass sich dieser Stress auch auf körperlicher Ebene ausdrückt.

Mögliche körperliche Symptome eines Beziehungs-Burnouts

Erschöpfung und ständige Müdigkeit. Selbst nach einer Nacht mit gutem Schlaf fühlt man sich nicht ausgeschlafen und erholt.

Aber auch Schlafstörungen zählen dazu. Beispielsweise Einschlafstörungen, wenn sich die Gedanken ständig im Kreis drehen. Oder unruhiger Schlaf mit nächtlichem Erwachen. Es könne dich Alpträume quälen. Oder du wachst jeden Morgen schon sehr früh auf und kannst nicht mehr einschlafen.

Auch Muskelverspannungen und Schmerzen im Körper sind häufig begleitende Erscheinungen. Besonders Rückenprobleme zählen dazu oder Verspannung im Schulter-Hals-Nacken-Bereich. Und natürlich Kopfschmerzen aller Art.

Ein Beziehungs-Burnout kann sich auch in Form von Verdauungsproblemen ausdrücken, wie Magenschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Verstopfung oder Durchfall. Aber auch Essstörungen wie Bulimie können sich entwickeln.

Wer ständig unter Spannung steht kann auch Herz-Kreislauf-Probleme entwickeln, wie beispielsweise Bluthochdruck.

Durch diesen langanhaltenden Stress wird auch das Immunsystem geschwächt, was zu einem erhöhten Risiko für Infektionen führt.

Je nach Stress-Intensität können diese Beschwerden zu ernsthaften körperlichen Erkrankungen führen. Deshalb lasse solche körperlichen Symptome auf jeden Fall von einem Arzt abklären.

Wie komme ich aus einem Beziehungs-Burnout raus?

Egal in welchem Stadium eines Beziehungs-Burnouts du stecken magst: Es geht erst einmal darum, das eigene ICH wieder wahrzunehmen, bevor es ans DU, also den Partner oder die Partnerin geht. Und auch erst danach geht es ans WIR und wie die Beziehung neu definiert werden kann.

Das bedeutet, du darfst beginnen dich selbst wieder zu spüren. Ich hatte es zu Beginn schon einmal erwähnt, wenn es zu einem Beziehungs-Burnout kommt wurden schon seit langer Zeit die eigenen Gefühle unterdrückt. Und diese gilt es, wieder wahrzunehmen.

Es geht darum Mitgefühl für sich selbst zu entwickeln und sich selbst besser kennenzulernen. Welche unbewussten Bindungsmuster und Glaubenssätze haben mich denn dazu gebracht, über meine Grenzen zu gehen, bis ich mich selbst nicht mehr richtig spüren und wahrnehmen konnte?

Im Grunde geht es im ersten Moment darum, eine gute Beziehung zu sich selbst aufzubauen. Sich selbst kennenzulernen und gut für sich selbst zu sorgen.

Erst nach dem ICH kommt das DU

Erst danach geht es zum DU. Und hier geht es darum herauszufinden, welches Verhalten meines Partners oder meiner Partnerin hat denn dazu geführt, dass die Problem-Spirale aufrechterhalten wurde. Was war mein Anteil daran und was der Anteil des anderen. Weiter geht es darum die gegenseitigen Erwartungen herauszufinden und bei Bedarf entsprechend zu korrigieren.

Es ist wichtig, dass auch jeder die Verantwortung für die eigenen Gefühle übernimmt.

Bevor es im dritten Schritt daran geht, die Beziehung gemeinsam neu zu definieren und zu überlegen, wie man sie gemeinsam gestalten will.

Wie wichtig ist die Kommunikation beim Beziehungs-Burnout?

Ein immens wichtiger Punkt in der Beziehungsgestaltung ist und bleibt die Kommunikation.

Hier könnt ihr euch fragen: Wie wollen wir kommunizieren, dass wir uns besser verstehen und unsere Liebestanks gegenseitig füllen, anstatt sie zu leeren? Dafür kann ich dir und euch die 5 Sprachen der Liebe empfehlen.

Natürlich läuft ein Beziehungs-Burnout nicht immer exakt nach diesem Schema ab. Wichtig ist, dass du achtsam bleibst. So wirst du auch erste Anzeichen erkennen. Und je früher du es erkennst und erste Maßnahmen ergreifst, umso wahrscheinlicher ist es, den Beziehungs-Burnout abzuwenden und eine glückliche Beziehung leben zu können.

 

Alarmsignale eines Beziehungs-Burnouts

  • Fühlst du dich emotional und mental erschöpft?
  • Bist du desillusioniert und unzufrieden in deiner Beziehung?
  • Hast du das Gefühl, dass deine Bedürfnisse nicht mehr erfüllt werden?
  • Fühlst du dich ständig müde und hast keine Energie mehr für deine Beziehung?
  • Kommt es dir so vor, dass du immer die Person bist, die die Arbeit in der Beziehung macht, während dein Partner oder deine Partnerin nicht viel dazu beiträgt?
  • Fehlt dir die emotionale Verbindung zu deinem Partner oder deiner Partnerin?
  • Und hast du das Gefühl dich von ihm oder ihr entfernt zu haben?
  • Drehen sich eure Probleme in der Beziehung immer wieder um dieselben Themen und hast du das Gefühl, dass die Beziehung stagniert und ihr keinen Schritt weiterkommt?
  • Stresst und belastet dich deine Beziehung?
  • Denkst du, dass die Beziehung dir mehr schadet als sie dir guttut und denkst du, dass du ohne deinen Partner oder deine Partnerin besser dran wärst?

Wenn du mehrere dieser Fragen mit JA beantwortet hast, kann es hilfreich sein, mit einem Therapeuten oder Beziehungscoach über deine Beziehung zu sprechen. Denn dann kann es sich durchaus um einen Beziehungs-Burnout handeln. Ein Blick von außen hilft in diesem Fall die eigene Situation mit Abstand betrachten zu können, Gedanken und Gefühle zu sortieren und Wege zu finden, die Beziehung zu verbessern oder eine Entscheidung zu treffen, die für dich und deine Gesundheit am besten ist.

Gerne kannst du dir hierfür auch ein erstes kostenloses Orientierungsgespräch mit mir buchen.

Alles Liebe
Deine Sylvia

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3 Kommentare zu „Beziehungs-Burnout – Wenn Liebe krank macht“

  1. Pingback: Geben und Nehmen in Beziehungen - Lebensfreude-Academy

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